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Langetr. 90, Hessisch Oldendorf, HH

Offener Brief an den Stadtdirektor Kuhlmann

Offener Brief
an alle Kinder- und Jugendlichen und
an alle Interessierten an Jugendarbeit in
Hessisch Oldendorf 23. Mai 2005 d. Juli yyyy

Liebe Kinder und Jugendlichen,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

dass viele Jugendlichen immer wieder den Marktplatz und den Fahrradstand hinter dem Rathaus als Aufenthaltsorte nutzen, ist fast jedem bekannt. Auch dass sich dadurch die Anwohner, die Benutzer der Bushaltestellen und Geschäftsleute gestört fühlen. Denn die Jugendlichen verhalten sich dort nicht immer so, wie sie es im Sinne der Allgemeinheit tun sollten (es sind eben Jugendliche!!!).
Dass aber inzwischen die Jugendlichen selbst mit ihrem Verhalten und ihren angestammten Aufenthaltsorten in Hessisch Oldendorf nicht mehr einverstanden sind, das ist tatsächlich neu!
Sie erbitten sich deshalb einen jugendgerechten Ort oder ein Jugendzentrum, wo sie sich aufhalten dürfen, ohne gleich Unbehagen in der Bevölkerung auszulösen. Einen Ort, den sie selber mitgestalten und ihren Bedürfnissen entsprechend entwickeln dürfen. Dies sollte – nach ihrer Ansicht – auch ruhig unter Aufsicht sein, denn Jugendliche brauchen auch außerhalb der Familie einen Ansprechpartner, der sie ernst nimmt, der ihnen Werte und Normen vermittelt.

Die Jugendlichen fragen die Mitbürgerinnen und Mitbürger:

„Warum gibt es nicht auch ein wenig Geld und Verständnis für uns?“

Fußgängerzone, Kreisverkehr, Baxmannbrunnen, Skulpturen, Fahrradwege sind für die Bürger sicher sehr wichtige Dinge, aber ist das alleine zukunftsfähig?

Auch wir – die Jugendlichen – wollen stolz sein auf unser
Hessisch Oldendorf, denn wir sind die Zukunft!

Mit jeder Hilfe werden wir stärker, jede Unterschrift macht uns stärker!

Name
Anschrift
Unterschrift

Verein für Kinder- und Jugendarbeit Hessisch Oldendorf e.V.
1. Vorsitzende Birgit Pasenow, Rittergutstr. 39, 31840 Hessisch Oldendorf, Tel: 0173-732-4908
2. Vorsitzende Anke Franke 05152-61660
www.vekuho.de

Offener Brief 23.05.2005
An den Stadtdirektor
Wilhelm Kuhlmann
Marktplatz

31840 Hess. Oldendorf

Sehr geehrter Herr Kuhlmann,

dass die Jugendlichen immer den Fahrradstand hinter dem Rathaus und den Marktplatz als Aufenthaltsorte nutzen, ist wohl jedermann bekannt. Auch dass die Anwohner und Geschäftsleute sich gestört fühlen. Denn Jugendliche verhalten sich nicht immer so, wie sie es sollten (deshalb sind es Jugendliche!)!!!! Das sich die Besucher der Stadt Hessisch Oldendorf an den Bushaltestellen belästigt und verängstigt fühlen von den herumlungernden oder -tobenden Kindern und Jugendlichen, ist ebenfalls hinlänglich bekannt, bzw. nicht zu vermeiden.
Dass nun aber die Jugendlichen mit der Situation in Hessisch Oldendorf nicht mehr einverstanden sind, das ist neu!
Neu istauch, sie erbitten sich einen jugendgerechten Ort oder ein Jugendzentrum, wo sie sich aufhalten dürfen, ohne gleich Unbehagen in der Bevölkerung zu verursachen. Einen Ort, den sie mitgestalten und entwickeln dürfen. Dies darf auch ruhig unter Aufsicht sein, denn Jugendliche brauchen einen Ansprechpartner außerhalb der Familie, der ihnen Werte und Normen vermittelt, der sie ernst nimmt. Sie müssen wieder Vertrauen in die Erwachsenen bekommen, denn bislang haben sie gelernt, dass sie nur beschwichtigt und ruhig gestellt werden, nicht wirklich auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird. In Wirklichkeit sind sie nur ein Störfaktor und jemand, der es nicht Wert ist, etwas zu bekommen, da sie sowieso nichts achten und alles zerstören! Die Jugendliche trauen sich schon gar nicht mehr, sich für ihre Sache einzusetzen, „da es ja sowieso nichts bringt…“
Für mich als 2. Vorsitzende vom Verein für Kinder- und Jugendarbeit Hess. Oldendorf e. V. hört es sich so an, als herrsche im Stadtgebiet Hessisch Oldendorf ein großes Missverständnis, das es gilt sich aufzuklären!
In den Kindern und Jugendlichen steckt ein großes Potential an Energie und Einfallsreichtum (man sieht es am Unsinn und der Zerstörungswut), das es gilt für die Stadt Hessisch Oldendorf umzuleiten und positiv zu nutzen. Die Jugendlichen sind vor lauter Langeweile und Frust mittlerweile soweit, dass sie dieses Leben (Herumlungern) selbst schon nervt und möchten gern im Positiven etwas verändern.
Ein Beispiel von umgeleiteter Energie ist die Jugendbegegnungsstätte Haddessen. Jeder kann sich da ein Bild machen, was Jugendliche schaffen, wenn sie für sich geeignete Räume entstehen lassen!
Auch in Hessisch Oldendorf ist so etwas möglich und auch nötig! Die Kinder und Jugendlichen haben keine Kneipe oder Disco, in die sie abends gehen könnten. Die ortsansässige Gastronomie ist für sie auf Dauer zu teuer und nicht jugendgerecht. So bleibt vielen das Fahren nach Rinteln, Hameln, Minden oder Hannover mit den Autos. Was dabei immer so an den Wochenenden passiert, steht regelmäßig in den Zeitungen. Und die Jüngeren, die noch keine Fahrgelegenheit haben oder zu jung für die Disco sind? Die stromern bis in die Nacht in Hessisch Oldendorf herum, lärmen und beschädigen womöglich noch die Blumenkübel und Deko der Geschäftsleute und Anwohner. Das gibt dann wieder Ärger.
In den übrigen Städten werden Aktionen für Jugendliche organisiert, Discos, Turniere, Jugendräume geschaffen, Regenbogen, Sumpfblume… Dann wird unseren Jugendlichen z. B. in Hameln auf den Schulen die Frage gestellt, was kann man denn bei Euch so machen? Ja, was können sie da antworten…
Im Sommer Zeltdisco, vielleicht noch Billard spielen, in die Badeanstalt gehen! Füllt das einen Jugendlichen aus? Dann heißt es, bei Euch kann man ja nichts machen, bei Euch ist es ja langweilig, ihr habt ja noch nicht einmal einen Jugendtreff!
Wie stehen dann unsere Jugendlichen da! Na ja, es gibt doch noch mehr in Hessisch Oldendorf, auf das man stolz sein kann: einen Kreisverkehr demnächst, die Schillathöhle, den Baxmannbrunnen, Skulpturen und jede Menge Fahrradwege. Doch ist das etwas für Jugendliche, können sich Jugendliche damit identifizieren?
Unsere Jugendlichen möchten auch stolz sein auf ihr Hessisch Oldendorf!

Und klar liegt doch auch auf der Hand, ein zufriedener Jugendlicher macht nicht so viel Dreck und Schmutz und Lärm und bleibt auch hier am Ort. Fühlt er sich wohl, bummelt er durch die Stadt und kauft hier ein, verzehrt in der Gastronomie. Geschäftsleute und Bürger fühlen sich auch wohler. Die Stadt Hessisch Oldendorf wird als Wohn- und Einkaufsort attraktiv.
Auch später werden die Jugendlichen als Erwachsene eher ortsansässig bleiben, vielleicht sich sogar eine Existenz aufbauen, wo sie sich sonst nach Hameln, Minden oder Hannover orientiert hätten. Die Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft. Sollten wir sie nicht ernst nehmen und etwas für sie tun, ihnen etwas bieten? Davon können alle profitieren!

Dieser offene Brief ist entstanden auf die Bitte der Jugendlichen aus der Stadt Hessisch Oldendorf hin, sie in ihrer Situation zu unterstützen. Der Verein für Kinder- und Jugendarbeit Hess. Oldendorf e. V. ist ja eigens für sie gegründet worden, um sich für ihre Belange zu interessieren und ihnen eine rechtliche Grundlage zu schaffen, in der sie ihre Vorhaben in angemessener Weise umsetzen können. Die Jugendlichen möchten gern auf ihre Situation aufmerksam machen und Gleichgesinnte finden, die ihr Vorhaben fördern und unterstützen. Da nun am 20. Mai 2005 in der Malschule die Jahreshauptversammlung des Vereins stattfand, nutzten die Jugendlichen dieses Forum, ihre traurige Situation aufmerksam zu machen.

Der Verein 16.07.2006